Mitte September folgten elf Kolleginnen und Kollegen dem Ruf der Wildnis.
Innerhalb von vier Tagen wanderten sie auf dem 87,7 km langen Wildnistrail vom Südwest-Ende des Nationalpark Eifel zu dessen Tor im Nordosten.
Mittwoch-Nachmittag: Die Fraktion der Langschläfer trifft sich -zum Teil noch in Büroklamotten und mit Rollkoffer- im Regionalexpress nach Aachen. Nach zweimaligem Umsteigen hält der Bus kurz vor 19:00 Uhr endlich in Höfen-Kirche. Von hier sind es nur noch wenige Meter zum Hotel. Beim gemeinsamen Abendessen erörtern wir die morgige Wegstrecke. Es ist die mit 24,7 km längste Etappe bei 510 Auf- und 740 Abstiegsmetern.
Am Donnerstag-Morgen wabert der Nebel über die Felder, die Fraktion der Frühaufsteher stößt zu uns. Um 10:00 Uhr starten wir bei leichter Bewölkung und frischen Temperaturen am Nationalpark-Tor Höfen unsere Wanderung. Zunächst steigen wir zur Perlenbach-Talsperre hinab, um dann entlang des Fuhrtsbach an den im Frühjahr überlaufenen Narzissenwiesen vorbei zu kommen. Durch einen ausgedehnten Nadelwald geht es weiter, bis wir nach ca. zwei Stunden und der größten Höhe des heutigen Tages die erste 15-Minuten-Pause einlegen. Durch das Wüstebachtal führt uns der gut begehbare Wildnis-Trail in einem stetigen Auf und Ab erst auf den Leykaul, dann auf den Gierberg und später von Erkensruhr hinauf zum Aussichtspunkt Dedenborn. Hier werden wir mit einem schöne Fernblick auf den tief unter uns liegenden Obersee und das noch fern liegende Einruhr mit unserem Hotel belohnt. Um 16:45 Uhr sind wir endlich in Einruhr und sinken in einem Eiscafé auf die Stühle. Beim gemeinsamen Abendessen erfahren wir noch, warum der Ort Einruhr mit und die hier beginnende Rurtalsperre ohne „H“ geschrieben wird.
Am Freitag starten wir bei noch weniger Bewölkung und etwas höheren Temperaturen wieder um 10:00 Uhr zur zweiten, mit nur 19,7 km deutlich kürzeren aber mit 570 Auf- und 520 Abstiegsmetern anstrengenderen Etappe. Die Stimmung ist gut bei wenigen und dann nur leichten Blessuren. Gemütlich windet sich der Weg bei anhaltenden Diskussionen um ein verschwundenes Frühstücksei an der Rurtalsperre entlang, bis wir nach rund zwei Stunden durch Eichenwald zur Dreiborner Hochfläche aufsteigen. Auf der Hochebene wandern wir durch eine ausgetrocknete, herbstliche Ginsterbrache, bis wir in die Wüstung Wollseifen gelangen. Wir müssen erst in
ein Bachtal absteigen, bis wir zu der auf einem Bergrücken gelegenen ehemaligen Ordensburg Vogelsang aufsteigen dürfen. Hier legen wir eine etwas längere Rast ein. Über eine Holztreppen-Konstruktion passieren wir erst den Talgrund des Morsbach und steigen dann auf zum Modenhübel. Von hier geht es dann hinab zum Lahsbach und nach einem kurzen Aufstieg wieder hinab nach Gemünd. Als wir kurz vor 17:00 Uhr im Hotel ankommen, wartet das Gepäck schon auf uns.
Der Samstag beginnt mit einem fröhlichen Hallo, stoßen doch zwei weitere Wanderer frisch und ausgeruht zu unserer Gruppe. Wieder geht es heute um 10:00 Uhr los, zunächst geht es an der Urft entlang, bis wir dann im Böttenbachtal zur Kermeter Höhe aufsteigen. Kurz vor Wolfgarten verlassen wir den arg gerupften Fichtenwald und tauchen nach der Ortschaft in einen Eichen/Buchen – Mischwald ein, der uns bis kurz vor dem Kloster Mariawald begleitet. Überraschenderweise finden wir hier kurz vor 14:00 Uhr Platz für unsere Gruppe und können das gastronomische Angebot würdigen. Angesichts der zunehmenden Temperaturen wird spätestens hier von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, die Hosenbeine abzuzippen. Am Kloster nehmen wir nicht den direkten Weg nach Heimbach, sondern folgen weiterhin unserem Wildnis-Trail, der sich in weitem Bogen um den Griesberg schlängelt. Nach guten 22 km endlich in Heimbach angekommen stellen wir fest, dass unser Hotel am anderen Ortsende liegt. So kommen wir auch heute auf eine Wanderstrecke von knapp 25 km mit einem Auf- und Abstieg von 400 bzw. 530 Metern.
Am Sontag brechen wir um 09:30 Uhr zu unserer letzten Etappe auf. Wir muntern uns gegenseitig mit dem Wissen auf, dass wir ja durch die Hotellage schon einen Teil unserer heutigen Wegstrecke gespart haben. Diese Aufmunterung hilft aber nur kurzfristig, da der Hauptanstieg heute schon zu Beginn der Wanderung bewältigt werden muss. Weiter geht es auf der erreichten Höhe mit unzähligen Wildschweinspuren an Waldrändern vorbei, bis wir an ein goldgelb leuchtendes Feld mit Senfpflanzen kommen. Wir umrunden den Rossberg und wandern dann das Schliebachtal aufwärts bis kurz vor den Ortsteil Harscheidt. Wir bewundern eine zweckentfremdete Teekanne in Form eines Elefanten. Die Zivilisation hat uns wieder, der Wildnis-Trail quert
eine Landstraße, bis wir dann nach Zerkall absteigen. Kurz vor dem Bahnhof befindet sich die Nationalpark-Station, wo wir gegen 14:15 Uhr fußmüde unsere Urkunden in Empfang nehmen; 17 Kilometern bei Auf- und Abstiegen von 420 bzw. 430 Metern.
Die Heimfahrt verläuft recht ruhig, kaum jemand kann sich -bei ausgezogenen Wanderstiefeln- dem einlullenden Ton der Eisenbahn entziehen.
Dennoch heißt es: Im nächsten Jahr wieder … also sind alle Wanderfreunde aufgerufen, Tourenvorschläge für das nächste Jahr zu machen.